Montag, 29. August 2016

Was man eben nicht tun sollte, wenn man sein Kind schützen will

Smartphones sind zum unersetzlichen Teil unseres Alltags geworden. Sie sind unser ständiger Begleiter. Wir nutzen es als Kommunikationsmittel, um mit Freunden Bilder zu teilen, um Nachrichten oder Informationen abzurufen, um Spiele zu spielen, um Musik zu hören und Videos zu schauen. Es gibt fast nichts, was unser Smartphone nicht kann. Das ist auch der Grund dafür, dass wir es ständig mit uns herumtragen und es mehrere Stunden am Tag brauchen. Smartphones gibt es aber erst seit diesem Jahrhundert, und wir sind die erste Generation, die mit Smartphones aufwächst. Viele Erwachsene betrachten diese Digitalisierung mit kritischen Augen und meinen, dass die Jugend handysüchtig wäre. Darunter gibt es logischerweise auch Eltern, die verzweifelt sind und nicht wissen, wie man seinen Kindern den Umgang mit den Smartphones am besten beibringt. Der Spiegel hat am 06.08.2016 einen seitenlangen Artikel veröffentlicht. In diesem Einblick erhielt man einen Einblick in einige Familien und wie sie mit den Phones umgingen und welche Regeln im Haus galten. Darunter befanden sich Familien, dessen Regeln ich nicht nachvollziehen kann oder will. Es gibt keine Zauberregel, wie man seinen Kids den Umgang mit den Medien am besten beibringt, und ich weiss es auch nicht besser als diese Menschen im Spiegel. Aber ich werde meine Meinung trotzdem zu einer von diesen Regeln vertreten, die ich im Spiegel gelesen habe und die mich sehr empört hat. Diese Regel ist nämlich für mich ein absolutes No-Go.


 «Meine Kinder bekommen ein iPhone, und ich darf alle ihre WhatsApp Nachrichten lesen»

Diese Regel ist sicher nur gut gemeint von der Mutter. Opfer von Cybermobbing neigen nämlich oft dazu, diese Probleme für sich zu behalten. Wenn die Mutter das Handy kontrolliert, dann kann sie sicherstellen, dass das Kind nicht gemobbt wird. Auch kann die Mutter sehen, wenn das Kind von anderen belästigt wird und sieht ob das Kind «schlechte» Freunde oder sowas in der Art halt.

Aber diese Regel greift zu sehr in die Privatsphäre des Kindes ein. Wenn Kinder im echten Leben mit Freunden unterhalten, hockt die Mutter oder der Vater ja auch nicht daneben und hört das ganze Gespräch an. Ähnlich sollte es auch im Umgang mit dem Handy sein. Ich kannte einige Mädchen, bei denen diese Regel galt. Bei denen ging diese Regel eigentlich nach hinten los. Sie löschten viele Nachrichten, und waren unehrlich mit ihren Eltern. Wenn meine Mutter so dauernd meine Chats kontrollieren würde, würde ich aufhören, ihr Dinge zu erzählen, da ich ihr nicht mehr trauen würde. Ich hätte auch Angst, dass sie dann meine anderen Freizeitaktivitäten kontrollieren würde, falls sie etwas hört, was ihr nicht so gefällt.

Ich bin kein professioneller Erziehungsberater oder so, aber ich bin der Meinung, dass Kinder einen gewissen Freiraum brauchen, um sich zu entwickeln. Ich denke, dass Eltern und Kinder Vertrauen zueinander aufbauen sollten. So werden Kinder ihren Eltern erzählen, wenn sie Probleme im Internet haben, und die Eltern können das Handy sorgenlos bei den Kindern lassen.


Als ich zwölf Jahre alt war, bekam ich ein iPhone 4 und durfte mir WhatsApp herunterladen und mit Freunden chatten. Ich habe mir kurz danach auch Instagram, Snapchat und Tumblr heruntergeladen. Da meine Eltern mich darüber informiert hatten, wie man sich im Internet schützt, gab es nie irgendwelche Konflikte. Meine Accounts wurden nie regelmässig kontrolliert. Meine Eltern waren natürlich schon neugierig, weshalb ich manchmal stundenlang am Handy war, aber sie zügelten ihre Neugier und liessen mir meine Freiheit. Da sie mir nie nachspionierten und bei mir nie das Handy kontrollierten, erzählte ich meinen Eltern von alleine, wenn was war. Ich kann mit meinen Eltern über viele Dinge offen reden, auch wenn es Themen sind, die gerade nichts mit dem Handy zu tun haben.  

Mittwoch, 24. August 2016

Wenn kleine Kinder unsere Helden werden


Seit 2010 in Syrien der Krieg anfing, sehen wir fast täglich in den Nachrichten einen Artikel oder eine Reportage über diesen Krieg. Wir sehen dauernd Bilder von Zerstörten Gebäuden und Flüchtlingen, Bilder von kaputten Denkmälern und Städten, die keine mehr sind. Für die Menschen in Syrien ist es zum Alltag geworden, in ständiger Angst leben zu müssen oder kein sicheres Dach über den Kopf zu haben. Mittlerweile ist es für uns zum Alltag geworden, ständig Nachrichten über den Krieg zu sehen und Nachrichten darüber zu lesen, dass wir gar nicht mehr sosehr darüber nachdenken. Ich glaube nicht, dass die folgende Aussage auf jeden zutrifft, aber ausschreiben werde ich diesen Gedanken schon: Da wir ständig von einer riesigen Nachrichts-Flutwelle überrollt werden, sind wir mit der Zeit etwas abgestumpft und werden nicht mehr sehr emotional, wenn wir etwas lesen. Die schockierende Wirkung, die die Nachrichten vor einigen Monaten noch auf mich hatte, hat mit der Zeit deutlich nachgelassen. Mir war es fast egal, was ich in den Nachrichten las.


Dies änderte sich aber, als ich heute ein Video von einem fünfjährigen Jungen namens Omar Daqneesh in Aleppo sah, dessen Gesicht blutüberströmt war und dessen Körper mehrere Verletzungen aufwies. Er wurde von einem Mann in den Sitz eines Krankenwagens gesetzt. Überall blitzten Kameras, und die umstehenden Erwachsenen gingen pragmatisch vor, aber man hörte ängstliche Stimmen und Schreie. Der Junge, der nun auf dem orangefarbenen Sitz des Krankenwagens sass, hatte ein sehr verwirrtes Gesicht und schien die Situation überhaupt nicht zu begreifen. Man sah kein weinen, keine Rufe nach seiner Mama. Mit einem aufgelösten Blick starrte er in die Kamera und wischte sich über das Gesicht, um festzustellen, dass er blutete.

Dieses Video war für mich eine Art Weckruf. Während ich mein sicheres Leben führte, täglich zur Schule ging und eine Familie und gute Freunde hatte, wurden andere Kinder in Kriegsgebieten fast tödlich attackiert. Ich wusste, dass es an einigen Orten halt Krieg gab und dass Menschen starben und attackiert wurden. Ich habe schon öfters Bilder von Männern im Krieg gesehen, aber mich hatten diese Bilder nie wirklich bewegt, diese Bilder lösten nie grosse Gefühle in mir aus. Aber als ich das Bild von dem Kind sah, war ich zutiefst schockiert.

Warum sind es immer Bilder von Kindern, die uns zum Nachdenken bringen? Denn das wäre nicht das erste Mal, wo ein Bild von einem jungen Kriegsopfer rund um die Welt geht und die Herzen derer berühren, die das Bild sehen. Vor ungefähr einem Jahr trendete das Bild von dem Flüchtlingskind Aylan, der tot am Strand von Bodrum, Türkei lag. In 1972 kreiste das Bild von Kim Phuc in Vietnam um die Welt. Obwohl man 1972 kein Internet hatte, öffnete das Bild die Augen der Menschheit. Man realisierte, dass die meisten Kriegsopfer junge, unschuldige Kinder sind.


Die Kinder können gar nichts dafür, dass der Krieg tobt, aber sie sind diejenigen, die das meiste Leid ertragen müssen. Sie verlieren ihre Eltern, Sie verlieren ihr Zuhause, ihre Geschwister und vor allem eine schöne Kindheit. Kinder verstehen die Gründe des Krieges nicht, und sie können sich auch nicht selber schützen. Wenn wir Bilder von Kindern sehen, können wir uns auch gut in sie hineinversetzen, da wir uns selbst sehr gut an unsere Kindheit erinnern. Wir erinnern uns auch, dass wir viele Erwachsenenthemen nicht verstanden. Bilder von verletzten Kindern berühren uns auf eine andere Weise wie Bildern von erwachsenen Männern, die mit Waffen auf andere zielen. Erwachsene sind nämlich gut darin, ihre Emotionen zu verbergen, während Kindern die Emotionen ins Gesicht geschrieben sind. Man hat das Gefühl, dass Erwachsene gut mit dem Krieg und dem Tod umgehen können, schliesslich haben die Erwachsenen ja irgendwie zum Krieg beigetragen, wenn auch nur indirekt. Aber Kinder, Kinder können nichts dafür. Sie verkörpern die Unschuld. Bilder von Kinder, die vom Krieg betroffen sind, sind deshalb unsere Helden.